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Geschichte

Am 26. November 2008 wurde unter Beteiligung des Präsidenten der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft, Herrn Prof. Dr. Hans Wisskirchen, in Bonn der erste Ortsverein der Gesellschaft gegründet.

Derzeit hat der Verein 86 Mitglieder.

 

2019

 

Juni

 

Dr. Elke Richter, Architektin und Bauhistorikerin
"Thomas Mann Haus in Pacific Palisades – eine bauhistorische Einordnung"
 

in Zusammenarbeit mit dem Universitätsclub Bonn und dem BDA Bonn-Rhein-Sieg Universitätsclub Bonn, Konviktstraße 9, 53113 Bonn

 

 

 

UniversitätsClub Bonn


Frau Richter wird den Bau des Architekten J.R. Davidson anhand von Plänen und Lichtbildern vorstellen und das Spannungsverhältnis dieser von den Gestaltungsidealen des Bauhauses geprägten Architektur mit den europäisch-großbürgerlichen Wohnvorstellungen der Familie Mann beleuchten und uns auch die Baugeschichte dieses Hauses näher bringen.

 

Rückblick zum Vortrag von Frau Dr. Richter im Uni-Club: Zuallererst überraschte sie
mich damit, daß es sich bei dem Thomas-Mann-Haus auf einer Anhöhe bei Los Angeles,
bei diesem schönen, weißen, gewinkelten Gebäuderiegel um ein Holzhaus handelt,
nicht unterkellert. Doch der Begriff ‚Fertighaus‘ kam keinem Zuhörer von Frau Richter in
den Sinn. Eindrucksvoll schilderte sie den Planungsprozeß, machte sie vergleichende
Studien zu den früheren Thomas-Mann-Häusern in München und Bad Tölz, auch mit

dem Stadtpalais der Familie Pringsheim – und so durften wir erkennen, wie maßgeschneidert
diese Villa in Pacific Palisades auf die Familie Mann angepaßt wurde.
Frau Richter konnte dies alles sehr schön mit Fotos und Planunterlagen belegen, sodaß
ich mit ihr in Überlegung bin, ihren Vortrag in unserer Schriftenreihe zu publizieren.

 

 

 

April

 

Die zweite Veranstaltung dieses Jahres fand bei unserem Publikum begeisterte Zustimmung. Sie fand unter folgendem Titel statt:
Thomas Mann und seine Lieder - eine Lieder-Lesung

 

(Konzeption: Frauke May)

mit Liedern von Schubert, Schumann, Brahms, Wolf, Lassen und Mahler.
Frauke May Mezzosopran, Kristi Becker Klavier
Michael Schwalb (WDR 3) Moderation

 

Der Klangraum Kunigunde, die Kirche St. Heinrich und Kunigund, bot hierfür einen vorzüglichen Rahmen. Michael Schwalb erläuterte sehr kenntnisreich die dargebotenen Lieder und setzte diese in Bezug zu Leben und Werk Thomas Manns.

 

Der Klang des von Kirsti Becker feinfühlig gespielten Flügels erhielt in dem Kirchlein eine besondere Fülle und gab dem warmen Mezzosopran von Frauke May die notwendige Basis.

 

 

Der leichte Nachhall des spätgotischen Gewölbes wie auch der sakrale Rahmen an sich ging auf wundersame Weise gut zusammen mit dem durchaus weltlich, romantisch-sehnsuchtsvollen Gehalt der Lieder. Das elementar Menschliche darin ist dem Religiösen an sich sehr nahe.
 

 

 

 

März
 

Michael Schwalb in Kooperation mit dem Woelfl-Haus Bonn

 

„…meinem Gefühl ist ein großer Gegenstand damit geboten…“
– Thomas Mann im Banne von Hans Pfitzner

 

 

So lautete der Titel unserer ersten Veranstaltung des Jahres, die in Zusammenarbeit
mit dem Woelfl-Haus ebenda am 20. März stattfand.
 

Als Vortragenden hatten wir Michael Schwalb gewinnen können, der nicht nur Autor der jüngst erschienen Biographie Hans Pfitzners ist, sondern auch intimer Kenner des Werks von Thomas Mann. Von Beruf ist er unter anderem Programmgestalter Musik bei WDR 3.

 

 

 

 

Es war ein Genuß, seinem beeindruckenden musikgeschichtlichen Wissen zu lauschen. Es gelang ihm, die Entwicklung dieser beiden Künstlerpersönlichkeiten sehr erhellend nebeneinander darzustellen: Von ihrem beinahe freundschaftlichen Einvernehmen in der beiderseitigen Rückwärtsgewandtheit 1917 zu ihrem Auseinanderleben in der Folgezeit:

Denn während Thomas Mann sich zum Verteidiger der Republik entwickelte, verrannte sich Pfitzner immer tiefer in seine nationalen Verstiegenheiten und wurde 1933 gar Mitunterzeichner des „Protests der Richard-Wagner-Stadt München“ gegen Thomas Mann. Musikalisch stand Pfitzners Oper ‚Palestrina‘ im Mittelpunkt, eben jener Oper, die mitten im ersten Weltkrieg in München uraufgeführt wurde. Zentrale Figur ist der Renaissance-Komponist Giovanni Pierluigi da Palestrina. Er stammte also aus jenem Ort, an dem Thomas Mann 1897 seinen Sommer verbrachte und in dem er fast fünfzig Jahre später die zentrale Teufelsszene des Doktor Faustus spielen ließ. Zu dieser Koinzidenz gelang es Michael Schwalb sehr eindrücklich nachzuweisen, wie Thomas Mann eben jenes Kapitel nutzt, nicht nur mit Hans Pfitzner abzurechnen, sondern auch mitseinem eigenen so gar nicht unpolitischen Denken 1917.
 

 

 

 

2016

Oktober

 

Prof. Dr. Hans Vaget, Northampton Mass./USA
In Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Bonn

 

Einem Vortrag zu Thomas Mann durchaus angemessen, hatte Vaget den seinen mit ‚Joseph, der Amerikaner‘ überschrieben.    Er legte uns dar, welche Einflüsse die Umgebung des amerikanischen Exils auf die Josephs-Romane, und hier im Besonderen auf den letzten Band ‚Joseph, der Ernährer‘ hatte.
Nach einem Überblick auf den Romanzyklus legte er seinen Schwerpunkt auf den vierten Band und hob zwei Aspekte hervor. Zunächst lenkte er unseren Blick auf das Fünfte Hauptstück: Thamar; auf jene sechs Kapitel also, die auch als ausgelöste Novelle erschienen sind und die das Bild einer sehr selbstbewußten und entschiedenen Frau zeigen, die kein Mittel scheut, sich in das Stammbuch des jüdischen Volkes einzuschreiben. Dieser fiktiven Geschichte an die Seite stellt Vaget das Verhältnis Thomas Manns zu seiner amerikanischen Freundin und Gönnerin Agnes Meyer, deren auch intimen Annäherungen er sich nur mit Mühe erwehren konnte, und dieser biographische Hintergrund ist von kaum geringerem ironischen Witz geprägt, als das fiktionale ‚Original‘.
Den zweiten Bezug zur amerikanischen Gegenwart sieht Vaget in der Darstellung Josephs als Stellvertreter des Pharao, die Ähnlichkeiten mit dem damaligen Präsidenten Roosevelt aufweisen. Dessen für amerikanische Verhältnisse revolutionäre Wohlfahrts- und Sozialpolitik habe Thomas Mann ins biblische Ägypten übertragen und auch überzeichnet: Eine tatsächliche Enteignung wäre einem Roosevelt nie in den Sinn gekommen, und man kann dies auch nur als Gedankenspiel des Lübecker Patriziersohns abtun.

Abschließend machte Vaget noch auf ein biographisches Detail aufmerksam: Neben einer ganzen Reihe anderer Ehrendoktorwürden erhielt Thomas Mann diese auch vom Institute for Israel and Jewish Studies der Columbia University, einer herausragenden Ehre für einen Deutschen am Ende dieses fürchterlichen Krieges, die eben auch einer literarischen Adaption des biblischen Gründungsmythos des jüdischen Volkes galt, die nicht dogmatisch, sondern liberal, ironisch gebrochen, im besten Sinne humanistisch war und ist.

 

Die Inhalte des Vortrags von Vaget finden sich auch in seinem Buch "Thomas Mann, der Amerikaner", für das er noblerweise keine Werbung machte. Werbung allerdings zum Lesen und Wiederlesen machte er für die Josephs-Romane von Thomas Mann.


Peter Baumgärtner

 

 

 

 

 

Prof. Dr. Philipp Theisohn, Zürich

“Bürgerlicher Wandel über Theodor Storm und

Thomas Mann bis heute"

 

 

Im Mittelpunkt des Vortrags von Herrn Theisohn stand die Novelle von Thomas Mann, "Tonio Kröger", in der dieser sich explizit und zitierend auf den um zwei Generationen älteren und längst verstorbenen Theodor Storm bezieht. Theisohn setzte eine tiefe Werkkenntnis beider Dichter voraus, was in Teilen der Zuhörerschaft und auch bei mir in Sachen Storm nicht gegeben war. Neugierig auf dieses machte er das Publikum allerdings schon, legte er doch in aller Deutlichkeit das zwigespaltene Verhältnis zur bürgerlichen Gesellschaft seiner Zeit dar. Und just hier sah Thomas Mann seine Seelenverwandtschaft mit Theodor Storm. Es war für ihn durchaus eine existenzielle Frage, ob er als Sohn eines Großhandelskaufmanns und Senators es je wieder zu einem vergleichbaren bürgerlichen Ansehen bringen würde, und dies ohne sein Dasein als Künstler zu verleugnen. Beide Künstler konnten dies nur erreichen, indem sie den landläufigen Begriff dessen, was ein Bürger sei, in Frage stellten beziehungsweise erweiterten. Zum Bürgersein gehörte eben nicht nur das devote Funktionieren, sondern auch der Widerspruch, das Aufzeigen gesellschaftlicher Brüche, das Aufdecken von schamvoll Verschwiegenem. Dies sind wie gesagt meine eigenen Worte, nicht jene Theisohns, ein Weiterdenken nach seiner Inspiration und dabei bleibt es auch nicht aus, daß ich mich an die Begrifflichkeit von Hannah Rieger erinnere und frage, ob diese Bezugnahme auf den etablierten Dichter Storm Teil von Manns "self-fashioning" war, und ob man die Buddenbrooks nicht auch als ‚talking cure‘ begreifen könne, ein Sprechen beziehungsweise Schreiben zum Zwecke der Linderung eigner Verlustschmerzen?

In dem Katalog ‚Bürger auf Abwegen‘  der letztjährigen Ausstellung in Lübeck und Husum kann man sich in dieses Thema sehr nachvollziehbar vertiefen. Darin wird insbesondere deutlich, wie Thomas Mann sein Vorbild Storm vor der Vereinnahmung des Nationalsozialismus zu bewahren suchte. Das Kapitel ‚Dichterängste‘ beschreibt die oben angesprochenen Themen in eindruckvoller Tiefe. Verwundert war ich nur, daß unter der Überschrift ‚Meeresrauschen: Todessehnsucht und Erlösungshoffnung bei Thomas Mann‘ der ‚Strandspaziergang‘ aus dem Zauberberg keine Erwähnung fand, der doch nur als gedanklicher Sehnsuchtsort in den Davoser Bergen seine Rechtfertigung findet.

 

Peter Baumgärtner

 

 

 

März

“Musik, Dämonie und Deutschtum – Aspekte des Doktor Faustus“…
So war der beinahe zweistündige Vortrag von Herrn Dr. h.c. Hanjo Kesting überschrieben.
Er beließ es aber keineswegs dabei, sich auf Doktor Faustus zu beschränken. In dem klar strukturierten Vortrag hob er hervor, daß es sich bei diesem Roman um eine Lebensbilanz des Autors handelt. Alle großen Themen des Romans sind Lebensthemen von Thomas Mann: Die Künstlerbiographie, die Musik, Goethe, Faust, all diese Motive begleiteten ihn durch sein Leben, zu allen gibt es verschiedenste, oft widersprüchliche Aussagen von Thomas Mann. Und der Romancier sah nicht seine Aufgabe darin, diese Widersprüche aufzulösen, sondern auf die Vielschichtigkeit all dieser Lebenswelten hinzuweisen, die Vieldeutigkeit immer wieder zum Prinzip zu erheben. Die Spannung zwischen einer Neigung zur spätromantischen Innerlichkeit und einem radikalen Geist der Aufklärung, zwischen der Musik mit dämonischem Zugriff auf die Seele des Menschen, und dem analytisch denkenden Verstand hatte der Autor ein Leben lang auszuhalten. Von der Musik von Richard Wagner, von diesem stimulierenden, erotischen und todessehnsüchtigen Rauschmittel zugleich, konnte er ein Leben lang nicht lassen. In seiner reaktionären Schrift ‚Betrachtungen eines Unpolitischen‘ beschreibt er alle Befindlichkeiten eines vorgestrigen Deutschen, die er in seinen späteren Schriften – und im Faustus insbesondere - mit dem scharfen Skalpell seiner Ironie religionsgeschichtlich, psychologisch und politisch zer- und widerlegt.
Es war faszinierend, den weiten Gedankenbögen Kestings zu folgen. Eine profunde Kenntnis des Werks von Thomas Mann erlaubte ihm den gedanklichen Zugriff auf viele Details und den assoziativen Umgang mit dieser Faktenfülle, und dies alle in einer Sprache, der wir Dilettanten folgen konnten und die im germanistischen Elfenbeinturm sicher nicht wohl gelitten ist.
Mir aber, als Laie, der in der Literatur auch eine Schule des dialektischen, nie widerspruchsfreien Denkens sucht, war ein solcher Vortrag viel lehrreicher, als dickleibige Fußnotenbände zum jedem Werk. Fragen blieben natürlich offen und es war ein Trost, im Nachgespräch zu erfahren, daß Herr Kesting plant, all seine Schriften zu Thomas Mann in einem Band zusammenzufassen und zu veröffentlichen. Vielleicht erfahren wir darin auch, weshalb Beethoven, dessen Musik im Faustus eine herausragende Rolle spielt, im Vortrag kaum Erwähnung fand. Auch wäre ich gespannt auf Belege für die These der ödipalen Rache an seiner Vaterfigur Goethe in der mehrfachen Maskierung im ‚Tod in Venedig‘ oder in der unmittelbaren Schilderung in der ‚Lotte in Weimar‘. Es ist keine Zerstörung der Vaterfigur, wenn er Goethe nach einem Traume von einer nackten Jagdgöttin mit einer Erektion erwachen läßt, und ein schwieriges Verhältnis zum eigenen Sohn hatte Thomas Mann sehr wohl auch. Nein,
es ist gerade die Ambivalenz, die Vieldeutigkeit seiner Goethedarstellung, die diese zu einer Liebeserklärung werden läßt: Der mahnende Prophet und der zechende Trinker, der Monarchist und der Antinationalist, der Großzügige und der Gestrenge - alles Widersprüche die auch Wesen und Leben Thomas Manns prägten und die den Unterschied ausmachen zwischen einem weltfernen Idealisten und einem Humanisten.
Peter Baumgärtner

 

 

Lieber Herr Baumgärtner,

...
Zunächst, die Zusammenfassung ist Ihnen glänzend gelungen, ich finde meine Aussagen darin in bester und ideal komprimierter Weise wieder. Dabei wäre im Einzelnen noch viel dazu zu sagen.
Die »Betrachtungen« nennen Sie eine »reaktionäre Schrift«, völlig zu Recht, ich selbst habe mich nicht gescheut, manche Aussagen darin mit Goebbels zu vergleichen, so wird es Sie möglicherweise überrascht haben, dass ich gerade diese »Betrachtungen« in der Schlussrunde als Antwort auf eine Frage aus dem Publikum in gewisser Weise verteidigt habe: als das bestechendste Buch des Konservativismus, das wir in Deutschland haben, und gerade in einer Zeit, in der die Globalisierung in allen ihren Erscheinungsformen über uns gekommen ist, ist es von neuer Aktualität. Allerdings muss man es produktiv weiterdenken und nicht jenen überlassen, die nur den Rückwärtsgang einlegen wollen.  
Zum »Tod in Venedig« als Zeugnis der ödipalen Rache an der Vaterfigur Goethe will ich hier nur anmerken, dass es den älteren Plan einer Goethe-Novelle gab in der Absicht, Goethe »in seiner Entwürdigung« zu zeigen. Dieser Grundgedanke immerhin wurde in den »Tod in Venedig« hinübergerettet. Ich würde nicht so weit gehen, in Aschenbach eine Maske Goethes sehen zu wollen.
Nur in einem Punkt sehe ich mich nicht ganz verstanden oder habe es versäumt, deutlich genug zu sein: den Goethe in »Lotte in Weimar« halte ich nicht für den Versuch einer Goethe-Destruktion, sondern weit eher für den Versuch einer unio mystica mit Goethe. Sie haben völlig Recht mit der Feststellung, dass dieser Goethe eher eine Liebeserklärung ist, angetrieben von dem Verlangen, Weimar und Goethe anno 1937 nicht den Nazis zu überlassen. Allerdings mit dem Ergebnis, dass dieser Goethe, auch im Urteil seiner Umwelt, viele Züge von Thomas Mann trägt.
Mit besonderer Freude habe ich gelesen, dass Sie dem Vortrag das Kompliment machen, in mancher Hinsicht lehrreicher zu sein als viele dickleibige Fußbotenbände. In der Tat gebe ich mir Mühe, mich verständlich auszudrücken. Bei meinem Freund Klaus Harpprecht, dessen großes Thomas Mann-Buch ich in der Entstehung über viele Jahre mitverfolgt und mitgelesen habe, habe ich es erlebt, dass ihm nach Erscheinen das abwertend gemeinte Etikett »journalistisch« aufgedrückt wurde. Eher hätte man anmerken müssen, dass es besonders gut geschrieben war.
….
Zum Schluss will ich nicht versäumen, mich für alle Fürsorge zu bedanken, die ich in Bonn empfangen habe, nicht zuletzt von Ihrer Seite.
 

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Hanjo Kesting

 

 

 

Juni

„Pflanzen im Werk von Thomas Mann“

 

Am 9. Juni 2016 startete gegen 16:00 Uhr unter besten Wetterbedingungen der Rundgang „Pflanzen im Werk von Thomas Mann“ in der Blütenpracht des Botanischen Gartens.

31 Teilnehmer der „botanisierenden Gruppe von Thomas Mann Liebhabern“ wurden anhand von 12 wohlbedacht ausgewählten Stationen mit Lesungen in verteilten Rollen anschaulich in Thomas Manns „botanische“ Romanwelt entführt.

 

Beginnend mit der „Akelei“, die im Roman „Der Zauberberg“ eine symbolisch verdichtete Bedeutung gewinnt – „Die Akelei oder Aquilegia, eine Ranunkulaceen-Art, die staudenartig wuchs, hochgestielt, mit blauen und veilchenfarbenen, auch rotbraunen Blüten und krautartigen Blättern von geräumiger Fläche. Die Pflanze wuchs da und dort, massenweise aber in dem stillen Grunde.“

 Welcher Ort wäre wohl zur Vergegenwärtigung der tropisch-schwülen Atmosphäre im „Tod in Venedig“ geeigneter als das tropische Warmhaus? – „ ... eine Landschaft, ein tropisches Sumpfgebiet unter dickdunstigem Himmel, feucht und üppig und ungeheuer ...“

Bei gekühltem Wein und Buffet fand der Rundgang im Mittelmeerhaus einen geselligen Abschluss.

 

Die "Freunde und Förderer der Botanischen Gärten Bonn", die unsere Veranstaltung auch angekündigt hatten und beim Rundgang knapp zur Hälfte mit ihren Vereinsmitgliedern beteiligt waren, haben uns unmittelbar gebeten, dieses Angebot im kommenden Frühsommer (2017) zu wiederholen; die Voranmeldung ist entsprechend schon geschehen, und den Termin werden wir später rechtzeitig bekannt geben.

 

 

 

 


 

  

 

 

 

 

2015

November 2015

Die Veranstaltung "Die Wagner-Bearbeitungen von Alfred Pringsheim, Sprechkonzert mit zwei Flügeln"

fand am 11. November im Universitätsclub Bonn vor einer BildReproduktion  des damaligen MusikSalons im Haus Pringsheim (München) statt;  die Staatsgalerie Stuttgart hatte uns sehr freundlich diese Reproduktionen überlassen;

 

 

 

die Künstler, Frau Prof. Haider-Dechat, Herr Professor Scherrer und Herr Professor Dechant erhielten herzlichen und anhaltenden Applaus für ihre große  Leistung und wurden begeistert gefeiert. Präsentiert wurden u.a. die Transkriptionen von Siegfrieds Abschied und Rheinfahrt aus "Götterdämmerung", Wotans Abschied und Feuerzauber aus "Walküre", Parsifal und die Blumenmädchen aus "Parsifal" und schließlich "Die Meistersinger von Nürnberg", Bruchstücke aus dem ersten Aufzug. 

 

 

2013

Januar 2013

Am 31. Januar 2013 sprach Prof. Dr. med Jochen Eigler im UniversitätsClub Bonn über die Medizin und das Sterben im Zauberberg.

 

Der Referent machte zunächst deutlich, dass Thomas Mann zum Thema Tbc sich den damaligen Stand des Wissens angeeignet hatte; wobei aus heutiger Sicht zurecht in der Sache vielfach Zweifel gelten müssen; denn schon damals war unsicher, ob eine Höhenkur nachhaltigen therapeutischen Zweck haben konnte.

Zusammenfassend gilt, dass der Referent Überlegungen zum ärztlichem Verhalten, beruflicher Tätigkeit und der damit verbundenen Entscheidungsprozesse am Beispiel der Patienten klar vorgestellte; wobei klinische Symptomatik von Husten, Atemnot, Lungenblutung und Panikattacken eine patientenbezogene Darstellung erhalten hatten.  

Später wurde aus dem Publikum u.a. deutlich, dass dieser Vortrag viele Klärungen gebracht habe, die dazu angeregt hatten, den Zauberberg noch einmal neu zu lesen; langanhaltender Beifall schloss diese gelungene Veranstaltung.

 

 

Februar 2013

Am 25. Februar hat Heinrich Breloer aus seiner Serie „Die Manns – Ein Jahrhundert-Roman“  aus dem vierten Teil „Auf dem Wege zur Familie Mann“ die ca. 90minütige Sequenz „Der Zauberer“ präsentiert, in der wieder entscheidend Elisabeth Mann-Borgese als Dialog-Partnerin der Sache wesentlichen Inhalt und Tiefe gibt. Alle weiteren Mann-Kinder wurden vorgestellt, dabei Sohn Golo und sogar Monika mit Original-Beiträgen; diese Familienszenen sind bestens als Spielfolgen in den Gesamtstreifen eingeschnitten.

In der Einführung wurde auf die neue Art dieses Doku-Dramas hingewiesen, mit der Heinrich Breloer Filmgeschichte geschrieben hat, und es wurde daran erinnert, dass damit „sogar Sehnsucht zurück zur Literatur gegeben werden könnte“ und „wir das aus dem Werk ins Lebens zurückbringen, was Thomas Mann da hinein verschlüsselt hat“ (Breloer); erinnert sei auch an Breloers frühere Aussage (hier bestens auf Elisabeth und Golo bezogen) : „Was das Leben in das Gesicht dieser Menschen geschrieben hat, kann ich gar nicht in einen Schauspieler hinein inszenieren.“

In der Zwitterform aus Dokumentation und Spielfilm wird die Handlung stetig u.a. durch Kommentierung gebrochen, ist Konstruktion und Rekonstruktion zugleich, geht zuweilen in eine polyperspektivische Erzählweise über, ist teilweise sehr subjektiv, andererseits relativierend – und wirkt dabei insgesamt fesselnd und zugleich sehr authentisch.
Breloer stellte anfangs in einer lebendigen, hoch informativen, unterhaltsamen und gewinnenden Weise vor, wie ihm dieses große Werk (u.a. vier Jahre Produktion, 1200 Seiten Drehbuch) gelungen war; seine dabei einprägsamsten Schilderungen galten seinen Partnern und der Art, wie er sie zum Rückerinnern, zum Reden, zum Kommentieren und zum Mitspielen brachte. Eine eindrucksvolle Darstellung, die große Sympathie und  Zustimmung im gut gefüllten, großen Saal spüren ließ.
Langanhaltender Beifall schloss diese Veranstaltung, der sich noch lange und viele Nachgespräche beim Weinempfang in der Lobby des Clubs anschlossen.Ein unvergesslicher, beeindruckender Filmabend!

 

Mai 2013

Am 2. Mai hielt Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Detering, Göttingen, u.a. Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, im Universitätsclub einen Vortrag mit dem Titel „Thomas Manns amerikanische Religion“ und stellte damit zugleich sein gleichnamiges, im S. Fischer-Verlag erschienenes Buch vor.

In seiner Begrüßung stellte Herr Büning-Pfaue Herrn Detering mit seinem wissenschaftlichen Werdegang in den dafür wichtigen Stichworten vor und merkte u.a. an, dass das Buch von Heinrich Detering für viele Leser unerwartet gekommen sei, denn über die Jahre sei Thomas Mann absolut kein Kirchgänger gewesen und u.a. habe er Reinhold Schneider geschrieben: „um Ihre katholische Basis und Bindung sind Sie zu beneiden, mir fehlt diese Geborgenheit, denn mein Protestantismus ist bloße Kultur, nicht Religion.“

Dass diese Verhältnisse in der us-amerikanischen Zeit sich änderten, charakterisierte Detering mit folgendem Zitat (Th.M.): „Selten, wenn überhaupt je, habe ich ein so lebhaftes und militantes Interesse an irgend einer religiösen Gruppe genommen.“ (hier: Unitarischen Kirche).

Im Anfang wies Detering u.a. auf die Brückenfunktion des Autors Ralph Waldo Emerson hin, der zwar nicht der unitarischen Kirche angehörte, dessen Individualismus- und Bildungs-Ideen durch Goethe beeinflusst sind, und damit für Th. Mann die Beziehung zum Unitarier Whitman herstellte, mit dem Thomas Mann zunehmend in Sympathie verbunden war. Dabei ging es um (unitarische) Ideen von amerikanischer Demokratie und Humanität, Individualismus und Menschenrecht, Akzente, die bei Thomas Jefferson und Abraham Lincoln vertreten sind, deren Namen auch eine Reihe unitarischer Gemeinden tragen.

Dabei ging es Thomas Mann weniger um eine Entscheidung zu den beiden großen Richtungen der unitarischen Kirche (die monotheistische oder die tolerant offene auch für andere religiöse Weisheiten), denn ihm kam es darauf an, dass christliche Gesinnung sich in entsprechend soziales Verhalten und in aktive Hilfe für Mitmenschen umsetzte.

Entscheidend war später die Freundschaft zu Ernest Caldecott, dem unitarischen Pfarrer in Los Angeles, der auch die Mann-Enkel taufte. Insbesondere wird man das aktive publizistische Engagement Th. Manns (u.a. gegenüber Hitler-Deutschland) im gefundenen Zusammenhang von Politik, Religion, von Demokratie und Christentum sehen müssen, wobei Th. Mann immer wieder R.W. Emerson und W. Whitmann zitierte; Detering machte anschaulich, dass Th. Mann in der Nachfolge seiner amerikanischen Vorbilder selbst zum poet of democracy wurde.

Auch der Nachfolger Caldecotts, Stephen Fritchman, wurde zum Freund Th. Manns und beide protestierten gemeinsam gegen die unsinnigen („antikommunistischen“) Maß-nahmen ab 1947; Detering wies auch auf die „Ringparabel“ (Lessing) hin, die als Grundlage für die Mann`sche Mitgliedschaft in der unitarischen Kirche anzusehen ist.

Besonders herausragend ist die Kanzel-Rede („Predigt“), die Th. Mann 1951 vor 800 Zuhörern der First Unitarian Church of Los Angeles hielt, in der er seine politisch-ethische und religiös-humanistischen Ideale im Rahmen der unitarischen Kirche bezeugte.  Der Prediger Fritschman hat 1955 in Los Angeles eine bewegende Trauerrede zum Tode von Thomas Mann gehalten, in der er u.a. den großen Autor mit den Propheten des alten Testamentes verglich.

Eine lebhafte Diskussion gab es zum Ende des Vortrages, die sich noch lange im offenen, schönen und gut besuchten Empfang in der Lobby des UniClubs fortsetzte; dort bekannte der Referent u.a., dass seine engagierte Buch-Darstellung vielfach ihm persönlich „angerechnet“ würde, weil gar nicht spürbar sei, der er selbst sich als „Trinitarier“ bekenne ... (exakt: als konvertierter katholischer Christ mit Benedektiner-Ausrichtung). 

 

November 2013

Über 70 Zuhörerer sind in die Buchhandlung Böttger gekommen, um Hans Pleschinskis Lesung aus seinem Roman „Königsallee“ zu lauschen – eine gemeinsame Veranstaltung der Buchhandlung Böttger, des Beck-Verlags und des Ortsvereins. In Anlehnung an Thomas Manns „Lotte in Weimar“, das Hans Pleschinski selbst als „Steilvorlage“ bezeichnet, schildert sein Roman eine unerhörte Begebenheit: Im Sommer 1954 kommt Thomas Mann mit seiner Frau Katia und Tochter Erika nach Düsseldorf, um aus seinem „Felix Krull“ zu lesen. Gleichzeitig kehrt Klaus Heuser mit seinem Freund Anwar nach 18 Jahren in Asien nach Deutschland zurück – und die große „Augenstern-Liebe“ Thomas Manns wohnt zufällig im selben Hotel. Die mögliche Begegnung zwischen ihnen sorgt für Aufregung und Unruhe – und so lässt Hans Pleschinski allerhand bekannte Figuren in seinem mit Verweisen auf Thomas Mann und sein Werk durchzogenen Roman auftreten.

Nach der Lesung zweier amüsanter Ausschnitte aus dem Roman, die zunächst von dem Eintreffen Thomas Manns und später von Erika Manns Besuch bei Klaus Heuser erzählten, war bei den anschließenden Fragen aus dem fachkundigen Publikum insbesondere das Interesse an der Authentizität seines Romans groß. Hans Pleschinski wies mehrfach darauf hin, dass er hofft, die Figuren im Kern getroffen zu haben, sein Buch aber dennoch ein Roman sei. Aber immerhin war zu erfahren, dass es den Geliebten Klaus Heusers tatsächlich gab, und er den Germanisten Ernst Bertram als ‚spinnenhaft’ sieht. Außerdem erzählte Hans Pleschinski, dass er auf herrlich altmodische Weise an den Nachlass Heusers kam: Nachdem er die Tagebücher Thomas Manns gelesen hatte, machte er im Telefonbuch alle Heusers in der Nähe von Düsseldorf ausfindig und wurde bereits bei der ersten Nummer an die Nichte Klaus Heusers verwiesen. Sie trafen sich, und die Dame überließ ihm die Hinterlassenschaften ihres Onkels. Zudem verriet Hans Pleschinski auch, dass sein Roman aus drei Gründen den Titel „Königsallee“ trägt: aufgrund der Lage des Hotels an der Ecke zur Königsallee, des ‚Königswegs‘, mit dem Thomas Mann gelebt hat; und des ‚Königlichen‘ der Liebe zwischen Thomas Mann und Klaus Heuser.

Besonders wichtig erschien Hans Pleschinski zweierlei: Das große Interesse an seinem Roman zeigt, dass Thomas Mann und dessen Ideale von Freiheit und Bildung weiterhin anziehend sind. Außerdem könne sein Buch auch ohne Kenntnisse über Thomas Mann gelesen werden: „Lassen Sie sich nicht einschüchtern, es ist einfach ein Roman über die Liebe.

 

Dietmar Kanthak über „Mein Thomas Mann“

Am 11. November hat Herr Dietmar Kanthak, Feuilleton-Chef des General-Anzeigers, mit seinem Vortrag „Mein Thomas Mann“ eine Serie innerhalb unseres Programms eröffnet, die im kommenden Jahr Herr Prof. Dr. Christian von Weizsäcker als unser Vereins-Mitglied mit seiner entsprechend individuellen Einschätzung zu Thomas Mann fortsetzen wird.

Die Erwartung auf diese mehr persönliche Darstellung des großen Autoren Thomas Mann war enorm, denn der große Saal im UniClub hatte nur noch sehr wenige freie Plätze. Am Ende honorierte das Publikum mit vielen neuen Gesichtern die eloquente und lockere Vortragsart des Referenten mit großem und begeistertem Beifall. Anschließend genossen die Zuhörer den informellen, persönlichen Austausch in der Lobby des UniClubs bei Wein und anderen Getränken. Eine Stimme aus dem Nachklang zu dieser Veranstaltung sei hier zitiert: „Leute wie Kanthak, die ganz unverstellt von der Lust und Liebe des Lesens sprechen, vom Genuss an der Opulenz der Sprache, machen mehr Werbung für große Literatur, als jene, die jedes Adjektiv des Autors einzeln auf die semantische Waagschale werfen.“

Es freut uns sehr, dass uns Dietmar Kanthak seinen Vortragstext zur Verfügung gestellt hat. Er kann unter diesem Link heruntergeladen werden.

 

Thomas Mann und Richard Wagner

Zum Ausklang des Wagner-Jahres veranstalteten der Richard Wagner Verband Bonn/Siegburg und der Ortsverein BonnKöln der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft am 22. November 2013 in Bonn einen Vortragsabend, an dem Dr. Dorothea Kirschbaum (RegieAssistentin am Theater Frankfurt), Musikwissenschaftlerin und Germanistin, im Jahr 2010 mit dem wissenschaftlichen Förderpreis der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft ausgezeichnet, zum Thema „Thomas Mann und Richard Wagner: Sphärische Anfechtungen – Thomas Manns Wagner in den Josephsromanen“ gesprochen hat.
Angemerkt sei, dass Thomas Mann sich in seinem gesamten literarischen Schaffen von Richard Wagner hat begleiten lassen; nach seinen Worten ist Wagner der Künstler, „auf den ich mich am besten verstehe, und in dessen Schatten ich lebe“.
Der Vortrag zielte darauf ab, mit einer Gegenüberstellung von Wagners und Manns Hauptwerken, dem Ring der Nibelungen und den Josephsromanen, äußere und innere Parallelen herauszustellen, biographisch die Entstehung beider Werke in einer spannungs- und konfliktreichen Lebenssituation, dem Exil der Künstler; strukturell die Technik des leitmotivischen Erzählens im Musikdrama wie im Roman, ferner das Prinzip der „rollenden“ oder der „doppelten“ Sphäre, in der das Oben und das Unten, das Himmlische und das Irdische, das Sprachliche und das Musikalische, das rauschhaft Dionysische und das harmonisch Apollinische in ständiger Bewegung zueinander stehen und sich wechselseitig beeinflussen. In diesem Wechselspiel sieht Dorothea Kirschbaum auch das Ringen Thomas Manns um sein eigenes inneres Gleichgewicht und seine Auseinandersetzung mit Wagner im eigenen Werk. Es ist vorgesehen, das ausgearbeitete Manuskript des Vortrages in der Schriftenreihe des Ortsvereins KölnBonn zu veröffentlichen.

 

 

 

2012

Januar 2012

Am 19. Januar sprach Prof. Dr. Hans Rudolf Vaget, Northhampton, im Universitätsclub Bonn über „Agnes Meyer. Ihre Spuren in Thomas Manns Leben und Werk“. Bereits in seinem Buch „Thomas Mann, der Amerikaner“ (2011, S. Fischer Verlag) hat Professor Vaget in einem eindrucksvollen Abschnitt den umfangreichen Schriftwechsel Thomas Manns mit seiner wichtigen und einflussreichen Förderin in den USA analysiert. Dabei hat er unter anderem dargelegt, dass sich Agnes Meyer in der Rolle der biblischen Thamar in den „Josephs“-Romane wiederfindet – jener Thamar, die sich unbedingt in die Gottesgeschichte einbringen wollte. Und dieses Porträt wurde von Agnes Meyer auch nicht abgestritten.

 

April 2012

Am 6. und 7. April fand eine Vereinsfahrt nach Berlin statt. Am Samstrag traf sich vor dem Deutschen Theater eine Gruppe von 23 Thomas-Mann-Liebhabern aus Bonn und Berlin, um an der persönlichen Einführung zum Theaterstück „Joseph und seine Brüder“ durch den Dramaturgen John von Düffel teilzunehmen.

Er gab zunächst Einblick in seine Herangehensweise an das Werk Thomas Manns und beantwortete in sehr sympathischer und phantasievoller Art viele Fragen zu den Ideen seiner dramaturgischen Umsetzung; so hält sich von Düffel, wie er sagte, bei Gehalt und Sprache eng an die Roman-Vorlage, - notwendigerweise und gerade jetzt für die Berliner Inszenierung in sehr starker Verkürzung. Mythos, Familiengeschichte, Religion sind die zentralen Stichworte, wobei Religion als durchgehendes Motiv so behandelt wird, dass dem Zuschauer seine Sicht überlassen bleibt.

Möglicherweise würde der Theaterbesucher, sagte von Düffel, das Ende problematisch finden, weil Joseph trotz großer Bemühung und Erfolg, bei dem die Familie gerettet wird, zuletzt allein steht und ohne Segen bleibt; aber damit bleibt die Übereinstimmung von Bibeltext, Roman-Auslegung und Theater-Geschehen gewahrt.

Die dann erlebte Premiere war ein besonderes Ereignis mit vielen schönen gelungenen Passagen (wie der Brunnensturz, die Ismaeliter-Darstellung, der Brüder-Zug nach Ägypten), hatte jedoch auch Schwächen in der schauspielerischen Umsetzung.

Am folgenden Tag trafen sich 18 Mitglieder der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft aus Bonn und Berlin zur Führung durch Herrn Büning-Pfaue durch die Ausstellung der Amarna-Kunst (u.a. aus der Zeit Echnatons) im Neuen Museum, um die Portraitköpfe und Reliefs zu sehen, die Thomas Mann zu den wesentlichen Personen-Darstellungen in den Josephs-Romanen inspiriert hatten.

Anhand einer neunseitigen Bild-Text-Zusammenfassung, die jederzeit auch noch später für Interessenten nachgefragt werden kann und dort vor Ort jeder Teilnehmer erhielt, war ein gezielter und abwechslungsreicher Rundgang möglich, deren Stationen mit notwendigen archäologischen Hinweisen und aus dem Roman-Zusammenhang eingeleitet wurden, dann mit den entsprechenden Text-Lesungen ihren Höhepunkt bekamen.

Diese Lesungen waren vorab per e-mail verteilt - und jeder der Teilnehmer hatte sich bestens vorbereitet. In der Summe war es vollauf gelungener Museums-Besuch, so dass sich die große Runde anschließend bei den „Zwölf Aposteln“  lange nicht trennen konnte, neue konkrete Pläne diskutierte (Gründung des Ortsvereins Berlin) und etliche Anschriften ausgetauscht wurden.

Barbara Bindseil und Hans Büning-Pfaue

 

Mai 2012 

Am 8. Mai folgte Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jans Assmann unserer Einladung nach Bonn, um im Universitätsfestsaal einen Vortrag zu halten, der sich – auf meine Bitte hin –auf die Josephs-Romane beziehen soll und bisher unter dem Titel „Die Gott-Mythologien der Josephs-Romane“ angekündigt wurde. Inzwischen hat Jan Assmann mir mitgeteilt, dass er in leichter Abänderung des Themas „die biblische Josef-Geschichte und Thomas Manns Joseph-Romane“ gegenüberstellen wird.

 

Juni 2012

Am 26. Juni sprach PD Dr. Thomas Rütten "Thomas Mann und das Krankheitsstigma der Moderne".

Am 30. Juni 2012 fand wieder das schon traditionelle Sommerfest des Vereins in der Buchhandlung Böttger statt. Dabei präsentierte Reinhard Pabst (www.literaturdetektiv.de) besondere Musikbeispiele (aus dem Favoritenkatalog von Thomas Mann) und sorgte mit einer farbigen, sowie detailreichen Kommentierung für gute Stimmung und allerbeste Unterhaltung auf hohem Niveau.

 

Oktober 2012

Am Abend des 2. Oktober hat Herr Prof. Dr. Georg Schwedt, der u.a. die Lebensmittelchemie in Stuttgart und später die Analytische Chemie in an der TU Clausthal vertreten hatte, in der Buchhandlung Böttger, die dicht von mehr als 70 erwartungsvollen Zuhörern gefüllt war, exklusiv naturwissenschaftliche Passagen aus den Romanen „Der Zauberberg“, „Doktor Faustus“ und schließlich aus „Felix Krull“ vorgestellt. Damit konnte der Referent gut veranschaulichen, dass Thomas Mann sich sehr gezielt im damals aktuellen wissenschaftlichen Schrifttum informiert hatte.

Höhepunkt waren die in der Buchhandlung Böttger durchgeführten Experimente, bei denen in verdünntes Wasserglas (Natriumsilikat) Kupfer- und Eisen-Salze (hier: Sulfate) zugesetzt wurden, so dass farbige, schillernde Blasen entstehen, die aneinander hängen, immer größer werden, platzen und scheinbar weiterwachsen; ein Vorgang, der aufgrund von Membranbildung und entsprechend unterschiedlichen osmotischen Bedingungen innerhalb der Blasen begründet ist, und dabei stetig Veränderungen bewirkt, die sehr schnell geschehen und dann wie ein aktuelles Wachsen von phantastischen Gewächsen anmutet. Mit dieser experimentellen Präsentation wurde die aus dem „Zauberberg“ weithin bekannte Beschreibung des Vaters des Protagonisten Adrian Leverkühn, dass „die Elementa spekuliert“, gründlich gezeigt und erläutert.

 

Am 25. Oktober präsentierten Dr. Rosemarie Breitbach-Arand und Andreas Arand im Universitätsclub "Beethovens Klaviersonate c-Moll op.111 im Doktor Faustus von Thomas Mann" als Lesung und musikalischen Vortrag. Es war ein stimmungsvoller Abend!

 

November 2012

Am 21. November 2012 fand die Lesereihe zu den Frauengestalten bei Thomas Mann mit Auszügen aus „Unordnung und frühes Leid“, „Mario und der Zauberer“ und „Die vertauschten Köpfe“ ihren schlussendlichen Höhepunkt. Es lasen und interpretierten Eva Fack, Patricia Fehrle und Sonja Hartl.

 

 

 

 

2011

Februar 2011

Am 3.Februar wurde die attraktive Veranstaltungsreihe des Ortsvereins BonnKöln der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft e.V. mit einem Vortrag von Herrn Karsten Blöcker aus Lübeck eröffnet. Das Thema „Ach es ist so hart und traurig - aus dem Leben von Elisabeth Mann, dem Modell für Tony Buddenbrook" hatte zahlreiche Interessierte angelockt, so dass die Räumlichkeiten der Buchhandlung Böttger kaum ausreichten.

Herr Karsten Blöcker war Rechtsanwalt und Notar in Lübeck. Seit er entdeckte, dass es sich bei seinem Haus um „die kleine Villa vor dem Tor" handelte, welches die verwitwete Gerda Buddenbrook, bzw. der Vormund der verwitweten Julia Mann, erworben hatte, beschäftigt er sich intensiv mit den Geschicken der Familie – vor allem von Elisabeth Mann (alias Tony Buddenbrook) und von Friedrich Mann (alias) Christian Buddenbrook.

Elisabeth Mann heiratete in sehr jungen Jahren einen Hamburger Kaufmann, Ernst Elfeld, der Bankrott machte und dabei auch die erhebliche Mitgift seiner Frau verlor. Daraufhin trennte sie sich im Winter 1861/62 und kehrte in das Haus ihrer Eltern in der Mengstraße, das „Buddenbrookhaus“, zurück. Hier starb1864 die gemeinsame Tochter Olga Elfeld, im gleichen Jahr wurde die Scheidung ausgesprochen und Elisabeth zog – nein, nicht wie Tony nach München –nach Esslingen bei Stuttgart. Dort Elisabeth Gustav Haag kennen, der zusammen mit seinem Bruder eine Eisenwarenhandlung betrieb. „Die Familie Haag war in Esslingen sehr angesehen“, äußerte sich Julia Mann (Schwägerin von Elisabeth, Mutter von Thomas Mann), die sonst wenig gutes über Elisabeths neuerliche Partie zu sagen wusste. Man heiratete 1866, ein Jahr später kam die Tochter Elisabeth, genannt Alice, zur Welt. 1871 wurde noch ein Sohn geboren und zwar in Cannstatt, wo Gustav Haag inzwischen mit wenig Erfolg eine Weinhandlung betrieb. Anscheinend endete dieser Versuch ebenfalls in einem Bankrott. Feststeht, dass Gustav Haag zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde und Elisabeth Haag abermals die Scheidung einreichte. 1881 erging das Urteil zur Schuld des Ehemannes. So endete Elisabeths zweite Ehe und der Leser von Buddenbrooks kann die Parallelen und auch die Abweichungen zwischen dem Leben von Elisabeth und Tony feststellen.

Tochter Alice machte die gleichen traurigen Erfahrungen, die wir von Erika Grünlich, verheirateter Weinschenk, aus „Buddenbrooks“ kennen. Alices Ehemann, ein Herr Biermann, scheint das direkte Vorbild für Hugo Weinschenk und dessen Vergehen gewesen zu sein. Auch Alice reicht die Scheidung wegen böswilligen Verlassens ein, womit Mutter und Tochter wieder unter sich waren.

Elisabeth Haag verzieh ihrem inzwischen zu einiger Berühmtheit gelangten Neffen Thomas in späteren Jahren und wurde stolz darauf, für Tony Buddenbrook gehalten zu werden, der unbestritten die Sympathie ihres Schöpfers gehörte: "eine Auszeichnung die der weiblichen Zunft im Werk dieses Dichters nicht häufig widerfuhr".

Eva Fack

 

Am 15. Februar 2011 sprach Martin Gauger zu Golo Mann. Der Große Saal im UniversitätsClub war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Referent hat ausführlich und lange berichtet, wo und wie er mit Golo Mann zusammengetroffen sei und hat schließlich sehr fachkundig die Passage zum bekannten Mord aus dem „Wallenstein“ vorgelesen.
Anschließend traf sich das Publikum, vom UniversitätsClub eingeladen, zu Getränken und kleinem Imbiss in der Lobby des Clubs zum lockeren  und langen Meinungsaustausch.

 

März 2011
 

Am 20. März wurde bei Gesellschaft Schlaraffia Bonn e.V., deren Mitglied der Vereins-Vorsitzende ist, im Rahmen einer öffentlichen Matinee vor knapp hundert Gästen der Vortrag „Thomas Mann und Lübeck“ gehalten; 15 Bildern, die überwiegend als Kollagen gestaltet waren, machten den Inhalt zusätzlich anschaulich.

Idee des Vortrages war, die Zuhörer in diese bemerkenswerte Stadt mit Bildern von damals und heute einzuführen, sie bekannt zu machen mit ihrem Sohn Thomas Mann und seinem Roman Buddenbrooks.

Auf den Lübecker Bildern kann vielfach dem hanseatischen Lebensgefühl nachgespürt werden, auf das sich Thomas Mann stets gern bezogen hat. Außerdem waren auch Szenen aus den Buddenbrook-Verfilmungen eingemischt, um das Publikum richtig einzustimmen auf diese Reise nach Lübeck – eine Reise, die auch eine Einführung in die Grundlagen bei Thomas Mann war.

 Der Vortragende gestaltete seinen Vortrag mit vielen Zitaten über den Autor, über seine Familie und zugleich mit ausgewählten Kommentaren des Autors aus dessen Briefen und Vorträgen. Schließlich endete diese Präsentation mit den Schlussworten aus der Dankesrede zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft in Lübeck im Jahr 1955, in denen sich Thomas Mann auf seinen Vater und dessen Art bezogen hatte:

„Immer habe ich es bedauert, dass ich ihm zu Lebzeiten so wenig Hoffnung machen konnte, es möchte aus mir in der Welt noch irgendetwas Ansehnliches werden. Desto tiefer ist die Genugtuung, mit der es mich erfüllt, dass es mir heute gegönnt war, meiner Herkunft und dieser Stadt (…) doch noch etwas Ehre zu machen. Heute gibt das alte Lübeck mir in Gestalt des Dokuments, das ich hier halte, diese Ehre vor aller Welt feierlich zurück. Das ist ein großer Augenblick meines zur Rüste gehenden Lebens. Mein Herz ist voll Dank. Glück und Wohlfahrt unserer Stadt. Concordia domi, foris pax!”

Das Publikum, das sich zwischendurch mit einem leckeren Imbiss der Schlaraffen stärken konnte, applaudierte anhaltend.

Hans Büning-Pfaue (als Vortragender)

 

Mai 2011

 

Vom 1. Mai bis zum 1. Juni veranstaltete der Ortsverein BonnKöln in Zusammenarbeit mit dem REX-Kino eine sehr erfolgreiche Filmreihe zu Thomas Mann. Gezeigt wurden die „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“, „Der Zauberberg“, „Lotte in Weimar“, „Doktor Faustus“ und „Tod in Venedig“. Außerdem ist in Vereinsarbeit eine Broschüre entstanden, in denen die jeweiligen Filme und ihre literarischen Vorlagen erläutert werden. Diese Broschüre ist weiterhin über den Verein zu beziehen.

 

 

 

Juni 2011

 

Am 16. 6. fand zunächst die feierliche Ausstellungs-Eröffnung der Bilder ("Verwerfungen") von unserem Vereinsmitglied Hans Lopatta statt; Herr Privatdozent Dr. Ralf Georg Czapla, Heidelberg, führte das Publikum im Großen Saal des UniversitätsClubs in den Werdegang des Malers ein, der etliche von unseren Referenten (u.a. Hans Vaget, Hermann Kurzke, Helmut Koopmann und Friedhelm Marx) portraitiert hat. Seine Ölbilder sprechen unmittelbar an, weil ihre stets durchstrukturierten Farbflächen in sicheren Gleichgewichten zueinander stehen und ahnen lassen, dass sie in einem sehr aufwändigen und klug kalkulierten Prozess entstanden sind. Es resultieren gekonnte Modulationen aus Licht und Schatten, welche die zugrundeliegenden thematische Gegenständlichkeit im Sinne reiner Bildstrukturen verwerfen, um den Betrachter zu eigenem Mitschwingen aufzufordern.

Eine Stunde später begann der Veranstaltung mit Herrn PD Dr. Dr. Thomas Sprecher, dem weithin bekannten Leiter des Thomas-Mann-Archivs an der ETH Zürich. Der Vortragende stellte den Band der Briefe Thomas Manns aus den Jahren 1923 bis 1932 vor, der im Herbst 2011 im S. Fischer Verlag erscheinen wird und die Wandlung des Autoren zum Demokraten beinhaltet. Herr Sprecher legte eindrucksvoll dar, wie Thomas Mann als überzeugter Demokrat agierte und keine Auseinandersetzung scheute, außerdem wies er u.a. daraufhin, dass der neue Band über 300 noch unbekannte Briefe des Autors enthält. Als Herausgeber veranschaulichte der Referent auch die tägliche Praxis des Briefschreibens des Autors, der stets diese Art der Meinungsäußerung als wesentlichen Teil seines Werkes angesehen hat.

Lang anhaltender Beifall und das gewohnt lockere und allseits beliebte Miteinander beim abschließenden Empfang des Clubs beschlossen einen denkwürdigen Abend, den Herr Prof. Dr. h.c. mult. Max Huber als Vorsitzender des UniversitätsClubs als eine besondere Perle im ClubVeranstaltungsProgramm vorab bezeichnet hatte.
 

 

Juli 2011

 

Am 6. Juli sprach Dr. Dieter Strauss über „Julia Mann, Einfluss und Art der starken Brasilianerin in der Schriftstellerfamilie Mann“ sprechen. Vom „Glück in den Tropen“ gelangte Julia ins „mittelalterliche Lübeck“ (Thomas Mann) und später in die „Bohème-Stadt“ München. Sie legte spezifische Grundlagen für das schriftstellerische Werk ihrer Söhne und blieb für ihre Familie bis zuletzt ein essentieller Ansprechpartner.

 

Am 23. Juli 2011  fand in den vertrauten Räumen der Buchhandlung Böttger das zweite Sommerfest des Ortsvereins Bonn/Köln der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft statt. Es haben rund 35 Gäste an dem Fest teilgenommen. Als Rahmenprogramm trug Luise Binger Musik- und Textbeispiele zu dem Thema „Wunschkonzert bei Thomas Mann“ vor. Grundlage war eine Sendung des Süddeutschen Rundfunks aus dem Jahre 1954, in der Thomas Mann seine Lieblingsmusik vorgestellt hatte. Zu hören waren Richard Wagners Vorspiel zum 1. Akt des Lohengrin, das Prélude à l´après-midi d´une faune von Claude Debussy sowie die Ouvertüre Leonore III von Ludwig van Beethoven. Die Musikbeispiele wurden jeweils ergänzt durch Lesungen aus Romanen von Thomas Mann. Außerdem hat Frau Binger noch eine Aufnahme von Franz Schuberts  Lindenbaum mit Thomas Quasthoff präsentiert, die damals in der Sendung nicht enthalten war. Dieses Tonbeispiel wurde besonders eindrucksvoll durch Lesungen aus den Abschnitten Fülle des Wohllauts und Der Donnerschlag aus dem Zauberberg untermalt.

In den Vortragspausen und am Ende kamen die Teilnehmer des Festes an einem reichhaltigen Buffet, das von den Teilnehmern arrangiert worden war,  miteinander ins Gespräch. Das Sommerfest war dank der überaus gelungenen Präsentation durch das Ehepaar Binger wieder einmal ein voller Erfolg.

 

September 2011

 

„Beschwörung der Musik mit dichterischer Sprache“ - so könnte man den Abend am 22. September 2011 in der Thomaskirche in Bonn-Röttgen beschreiben. Der Referent Andreas Arand beleuchtete das Musikverständnis Thomas Manns anhand der Nebenfigur des Edmund Pfühl und dessen musikalischem Credo in den Buddenbrooks. In einem Parforceritt durch die Musikgeschichte, untermalt von zahlreichen Musikbeispielen auf der Orgel und dem Klavier sowie von auf eine Leinwand projizierten Noten, erläuterte der Referent die Bedeutung der Kontrapunktik und stellte sie der Harmonik gegenüber, vor deren Folgen wie der „Emanzipation des Mißklangs“ Edmund Pfühl warnt. Wir befinden uns bekanntermaßen im Ausgang des 19. Jahrhunderts und im Zeitalter der „Neutöner“. Damit bereitete Andreas Arand die musikalische Standortbestimmung Pfühls vor. Pfühls musikalisches Credo ist nämlich ganz eindeutig die Kontrapunktik. Thomas Manns dichterische Feinheiten bestehen nun darin, dies in Metaphern auszudrücken. So lässt er Pfühl vom Krebsgang eines Fugenthemas schwärmen, damit die Rückwärtsgewandtheit Pfühls andeutend. Eine weitere Metapher ist die Orgel, die mit ihrem dauerhaften Klang für Unvergänglichkeit und Ewigkeit steht, während das Klavier mit seinen flüchtigen Tönen die Weltlichkeit verkörpert. Deshalb ist Pfühl Kirchenorganist und kein einfacher Klavierlehrer, und deshalb bekommt Hanno ein Harmonium und kein Klavier geschenkt. Hannos Musik allerdings ist die Harmonik. Dass die Warnungen Edmund Pfühls nicht ganz unberechtigt sind, zeigt die Schilderung von Hannos Klavierspiel, das in Zerfall und Auflösung endet.

 

Andreas Arand hat den Abend mit einem Orgelpräludium begonnen. Er schloss mit einer Bachschen Toccata, beides ganz im Sinne Edmund Pfühls, vielleicht weil Edmund Pfühls Credo auch sein eigenes ist?


Kongenial unterstützt wurde Andreas Arand von Christiane Sturm, die ausgesuchte Passagen aus dem Roman Buddenbrooks, vor allem die eben erwähnte Szene mit Hannos Klavierspiel, mit sehr viel Ausdruck vorlas und mit dazu beitrug, dass der Abend zu einer musikalischen und literarischen Bereicherung wurde, so wie es nur mit und über Thomas Mann möglich ist.

Luise Binger

 

Oktober 2011

Sicher war dem „naiven“ Leser von Thomas Manns Roman „Joseph und seine Brüder“ schon vor dem Besuch der Ausstellung „Ägyptische Gärten“ im Kölner Römisch-Germanischen Museum klar, dass sie für seine Lektüre und Interpretation hilfreich sein würde. Wie profitabel der Besuch aber tatsächlich sein würde, erfuhr er durch die Führung von Frau Dr. Ursula Erichsen am 6. Oktober, deren literarisch und kunsthistorisch geschulter Blick ihm über Allgemeines und Geahntes hinaus neue Einsichten erschloss und anhand der Exponate in Verbindung mit adäquaten und klar umrissenen Textstellen aufzeigen konnte, wie Thomas Mann in genialer Intuition heute wissenschaftlich erhärtete Fakten mit seiner Fiktion und seiner moralisch-philosophischen Intention literarisch verbunden hat und verbinden konnte. Thomas Manns an sich schon liebevoll ausgemalte Beschreibungen von den Orten der Handlung, der konkreten Lokalität, erhielten durch die von Frau Dr. Erichsen sinnvoll ausgewählten Exponate Konkretheit, eine „Unterfütterung“, die die Beschäftigung mit dem Roman erweitern und noch vergnüglicher gestalten kann.
Vergnüglich gestaltete sich auf jeden Fall das gesellige Beisammensein im Anschluss an die Führung. Der Vorsitzende verwies auf geplante Veranstaltungen, so z.B. mit John von Düffel und Jan Assmann.

Dr. Renate Menge

 

Am 20. Oktober 2011 sprach Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Gunter Wenz, Uni-München, zu dem "protestantischen Ideenprofil im Werk von Thomas Mann". Er vertritt mit seinem Lehrstuhl die Systematische Theologie innerhalb des Institutes Fundamentaltheologie und Ökumene und ist zugleich ein ausgezeichneter Thomas Mann-Kenner.

Das gestellte Thema stellt er mit großer Kompetenz vor, wobei zu beachten ist, dass sich Thomas Mann stets irgendeiner konfessioneller Zuordnung entzogen hat, selbst wenn er sich später den Ideen der Unitarischen Kirche näherte.

Persönlich gibt es etliche innere Widersprüche beim Autor Thomas Mann, aber aus seinem Werk lässt sich ein klares protestantisches Profil ableiten. Diese Aussage gilt, obwohl der Autor bei seiner Papst-Audienz 1953 ohne Zögern und im hohen Maße bewegt den ihm gereichten Fischer-Ring geküsst hat. Darüber hinaus ist bekannt, dass Thomas Mann die traditionellen Formen katholisch gelebter Frömmigkeit hochgeschätzt hat und die dort gegebene Geborgenheit des Christenmenschen neidvoll für sich bewunderte.

Ungeachtet dessen haben wir gehört, welche Text-Zitate aus den Buddenbrooks, aus dem Zauberberg und aus dem Doktor Faustus, eine „protestantische Gottesunmittelbarkeit“ des Autors und seiner Protagonisten belegen, obwohl Thomas Mann für sich vielfach einen religiösen Humanismus beanspruchte und sein Christsein als ein persönliches Ingrediens charakterisiert hat. Warum bei ihm dennoch „protestantisch“ gedacht wird, stellt der Referent vor, unabhängig davon, dass „Gott“ im Werk von Thomas Mann vielfach nur in Bildern und Analogien erkennbar wird und Gott als eine Art Künstler erscheint, der das ganze Weltgeschehen voller Liebe und Mitleid betrachtet.

So führte uns Herr Prof. Wenz in einer glasklare Strukturierung durch eine Vielzahl der mann`schen Romangestalten und lässt z.B. Tony Buddenbrook mit dem Schöpfungsartikel des Lutherischen Katechismus beginnen, um ihr dann am schlimmen Ende sagen zu lassen, dass Hoffnung nicht zuschanden werden lässt. Berichtet wurde, welcher Traum-Vers des Hans Castorp ein zentrales protestantisches Hauptstück bedeutet und zugleich die Überzeugung des Autors widerspiegelt. Und wie die im Kontakt zu Paul Tillich von dort übernommene „Transzendenz der Gnade“ im Doktor Faustus spürbar wird.

Prof. Dr. Hans Büning-Pfaue

 

November 2011

Rückblick: Die Pietà Roettgen als Vorbild für Naphtas Pietà im „Zauberberg“ - Vortrag am 17. November 2011 im LVR-Museum

In der germanistischen Forschung unbestritten ist die seit 1912 im LVR-Museum Bonn (früher: Rheinisches Landesmuseum) befindliche gotische Pietà aus dem Nachlass des Sammlers Carl Roettgen das Vorbild für das im Besitz des Jesuiten Naphta befindliche Kunstwerk, von dem im „Zauberberg“ die Rede ist. Die Pietà war seit der „Großen kunsthistorischen Ausstellung“ (1902) in Düsseldorf der Öffentlichkeit bekannt, die Kunstwissenschaft wurde auf sie aufmerksam und es gab in der Folgezeit eine kontroverse Fachdiskussion über ihren künstlerischen Wert.


Wie Thomas Mann auf die Pietà und die wissenschaftliche Kontroverse um sie aufmerksam wurde, ist bisher nicht geklärt, allerdings muss er eine Abbildung gekannt haben, nur so ist die minuziös-tendenziöse Beschreibung des Werks durch den Erzähler im Kapitel „Vom Gottesstaat und von übler Erlösung“ zu erklären.


Die Referentin analysierte den entsprechenden Abschnitt, wobei sie aufzeigte, dass sich in den Kommentaren Naphtas, Settembrinis, des Erzählers und Hans Castorps zu dem Werk verschiedene Facetten einer Debatte der Kunstwissenschaft über ästhetische Wertungen zur Entstehungszeit des Romans spiegeln. Verwiesen wurde auf die damals bahnbrechenden Neuerungen des Expressionismus, in deren Gefolge eine Aufwertung der „primitiven“ Gotik durch die Künstler, aber auch durch die Kunstwissenschaft erfolgte. Vor diesem Hintergrund ist der Dialog der Romanfiguren über das Kunstwerk nicht nur Teil der Romanhandlung, sondern auch von wissenschaftsgeschichtlicher Bedeutung: Einer ablehnenden, bildungsbürgerlich normativen Position, die sich Antike und Klassizismus verpflichtet sieht, vorgetragen vom Erzähler und Settembrini, stehen die „moderne“, den expressiven Ausdruck des Kunstwerks verherrlichende Position Naphtas und die naiv-ganzheitlich fühlende Ergriffenheit Hans Castorps gegenüber.

Es konnte gezeigt werden, dass alle hier vorgetragenen Positionen Reflexe kontroverser kunstwissenschaftlicher Positionen der Pietà Roettgen gegenüber sind, die ihre Präsentation 1902 ausgelöst hatte.

Dr. Eva de Voss  

 

Dezember 2011

Am 15. Dezember sprach Prof. Manfred Dierks über "Thomas Mann und das Okkulte, der Einfluss des Geisterbarons Dr. Albert Schrenck-Notzing als Hypnosearzt und Tiefenpsychologe", Er führte aus, dass Thomas Mann um die Jahreswende 1922/23 mehrmals Teilnehmer an okkultistischen Séancen bei dem Münchener Hypnosearzt Dr. Albert von Schrenck-Notzing war. Dessen Medien erzeugten den konkreten Eindruck, sie würden mit psychischer Energie menschliche Gliedmaßen produzieren. Thomas Mann sah im Rotlicht einen schwebenden Unterarm und hatte an solchen Phänomenen auch „nicht den Schatten eines Zweifels“. Der Okkultismus jener Jahre war mehr als plumper Betrug – er verstand sich als Protest gegen die positivistische Moderne und nutzte Argumente aus der Biologie und der Lebensphilosophie. Die wissenschaftliche Laufbahn Schrencks legt dafür Zeugnis ab. Er begann fortschrittlich als Psychotherapeut und Sexualwissenschaftler mit dem Schwerpunkt auf sexuellen Varietäten, insbesondere der Homosexualität. Aus den psychosomatischen Vorgängen bei der Suggestionstherapie – Geistiges setzt sich hier in Körperliches um – zog Schrenck dann Folgerungen, die ihn geradewegs in den Okkultismus führten. Thomas Mann verdankt den Beobachtungen bei Schrenck das Spiritismus-Kapitel im „Zauberberg“ und – in der inflationsgebeutelten Nachkriegszeit – einen der erfolgreichsten öffentlichen Vorträge seines Lebens: „Okkulte Erlebnisse“

Die Schrenck-Notzing-Biografie von Manfred Dierks: THOMAS MANNS GEISTERBARON geht diesen oft unwahrscheinlichen Zusammenhängen nach. (Erscheint April 2012 im Psychosozial-Verlag) 

 

 

 

2010

Februar 2010

Am 2. Februar 2010 hat Frau Dr. Inge Jens auf Einladung der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft, Ortsverein BonnKöln, im Universitätsclub Bonn wesentliche Passagen aus ihrer Autobiographie „Unvollständige Erinnerungen“ gelesen. Sie hat u.a. die Zeit, in der sie ihren Ehemann Walter kennen gelernt hat, die Begegnungen mit Katia und Golo Mann und ihre Erfahrungen bei der Erstellung der Tübinger Universitätschronik vorgestellt. Dabei hat Frau Jens jeweils diese Zeitabschnitte sehr persönlich eingeführt, zugleich aber auch nüchtern ihre Rolle als Editorin z.B. der Briefe Thomas Manns an den Bonner Dozenten Ernst Bertram und die der Tagebücher Thomas Manns reflektiert.

In dem der Lesung folgenden Gespräch erzählte Frau Jens, dass sie bei der Herausgabe der Geschwister Scholl-Briefe vor allem die Unterschiede zwischen den Geschwistern Scholl und ihr bewegt haben. Sie habe sich mehrfach selbst gefragt, warum die Studenten der Weißen Rose die Zeit des Nationalsozialismus so anders wahrgenommen haben. Vielleicht habe ihr Elternhaus habe keine vergleichbaren Verhältnisse für Leistungs- und Verantwortungsgefühl geboten, vielleicht sei die Schulbildung verantwortlich – vielleicht seien dies aber auch nur Ausreden.

Demgegenüber bejahte sie ausdrücklich die Nachfrage zum weiter notwendigen zivilen Ungehorsam, den sie in ihren „Erinnerungen“ mit der Aufnahme von zwei US-Soldaten, die sich dem Irak-Krieg entziehen wollten, und mit der Sitz-Blockade des amerikanischen Raketenstützpunktes Mutlangen ausführlich gewürdigt hatte. Frau Jens sagte akzentuiert, auch unsere heutige Demokratie braucht solchen „zivilen Ungehorsam“. Außerdem gab sie auf Nachfrage eine bewegende Skizze von den Umständen ihres Lebens in den vergangenen fünf Jahren, die von der Krankheit ihres Mannes Walter gekennzeichnet sind. Ungeachtet dessen würdigte Frau Jens die gemeinsame Arbeit an den drei Büchern zur Pringsheim-Familie, die an ihrem Textfluss nicht erkennen lassen, dass zwei in ihren Charakteren sehr verschiedene Persönlichkeiten daran gearbeitet haben.

Ein lang anhaltender Beifall des Publikums beschloss die faszinierende und natürliche Darstellung dieser Autorin, die heute selbst zur Zeitzeugin geworden ist. Wie sie im Nachhinein berichtete, plant sie – jetzt im Alter von 83 Jahren – noch verschiedene und anspruchsvolle Buchprojekte, aber auch eine Verfilmung, die sie selbst betreffen würde.

 

April 2010

Dr. Dirk Heisserer spricht im Universitätsclub Bonn zu der Beziehung zwischen Thomas Mann und dem Rheinland. Sein Vortragsmanuskript wird als sechster Band der Schriftenreihe des Ortsvereins Mitte 2011 im Bernstein-Verlag erscheinen.

 

Juni 2010

Prof. Dr. Friedhelm Marx spricht im Universitätsclub Bonn über "Familien in der Literatur. Thomas Manns "Buddenbrooks" und die Familienromane der Gegenwart". Sein Vortragsmanuskript wird Anfang 2011 in der Schriftenreihe des Ortsvereins im Bernstein-Verlag erscheinen.

 

Oktober 2010
In der Zeit vom 1. bis 3. 10. 2010 waren 14 Mitglieder des Ortsvereins BonnKöln der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft zu dieser Reise aufgebrochen, die im Detail von Frau Dr. Silke Hirschberg, Herrn Dr. Ulrich Zedler und Herrn Jürgen Haberland vorbereitet war; die An- und Abreise sowie Unterbringung wurden individuell organisiert. Herr Prof. Dr. Hans Büning-Pfaue übernahm die Moderation vor Ort.

Den gelungenen Auftakt bildete ein gemeinsames Abendessen in der durchaus gehobenen Atmosphäre des Restaurants Kronenhalle. Thomas Mann war hier am 24. 9. 1951 nach einer gefeierten Felix Krull-Lesung im Schauspielhaus eingekehrt. Sein Tagebuch verzeichnet hierzu „Fahrt zur Kronenhalle, wo an zwei Tischen vergnügte Nachfeier. Nahm eine Brühe mit Ei, etwas Emmenthaler, dunkles Bier und Kaffee."

Am Vormittag des 2. 10. 2010 erlebte die Gruppe im Kunsthaus eine ausgezeichnete Führung durch Prof. Dr. Tönnesmann (Zürich, früher Bonn). Schwerpunkte waren die Werke von Alberto Giacometti, Ferdinand Hodler und Heinrich Füssli. den Höhepunkt der Exkursion bildete am Nachmittag der Besuch des Thomas-Mann-Archivs der Eidgenössischen Technischen Hochschule in der Schönberggasse. Dr. Dr. Thomas Sprecher, Präsident der Schweizerischen Thomas-Mann-Gesellschaft, gab einen Überblick über die Geschichte des Bodmer-Hauses und erläuterte viele der Ausstellungsgegenstände. Zu sehen sind u. a. der Schreibtisch, der Thomas Mann aus der Poschingerstraße in München über Princeton, Pacific Palisades und Erlenbach bis nach Kilchberg begleitet hat, und die Tabakdose des Vaters, die in Buddenbrooks und Der Zauberberg erwähnt wird. Es gibt eine umfangreiche Sammlung von Büchern, mit denen Thomas Mann gearbeitet hat, die mit seinen Unterstreichungen versehen sind. In einem Raum findet sich ein Exemplar der Schülerzeitschrift Der Frühlingssturm (2./3. Heft Juni/Juli1893), die von Thomas Mann unter dem Pseudonym Paul Thomas herausgegeben worden war. Detaillierte Angaben zum Frühlingssturm finden sich im 1. Band (S. 369) von Thomas Mann, Aufsätze, Reden, Essays, herausgegeben von Harry Matter, Aufbau Verlag, Berlin und Weimar, 1983.

Am Vormittag des 3. 10 2010 trafen sich die Teilnehmer bei strahlendem Sonnenschein auf dem Kirchhof in Kilchberg an den Gräbern von Thomas, Katja Erika, Monika, Elisabeth und Michael Mann sowie von Golo Mann. Auf dem Friedhof ist auch Gert Westphal bestattet. Ein Gang zum Conrad Ferdinand Meyer-Haus schloss sich an. Frau Dr. Lott, Kuratorin des Hauses, führte überaus sachkundig in das Leben und Werk von Conrad Ferdinand Meyer ein. Besonderes Interesse fand auch ein Zimmer mit Exponaten zum Leben der Familie Mann in Kilchberg. Das Treffen klang mit einer mittäglichen Einkehr im Restaurant Oberer Mönchshof in der Alten Landstraße aus.

Jürgen Haberland

 

 Dezember 2010

Am 2. Dezember 2010 hat Prof. Dr. Dr. h.c Wimmer, Eichstätt, über „Die Ironie in Sünde und Gnade, Thomas Manns Roman Der Erwählte“ gesprochen. Zunächst gab der Vortragende einen einleitenden Überblick, in dem die Arbeitsweise von Thomas Mann charakterisiert wurde, bevor dieser um 1950 seinen vorletzten Roman Der Erwählte abschloss. Diese Nacherzählung der Gregorius-Legende hat der Thomas Mann oft selbst als verspieltes „Romänchen“  bezeichnet, er habe aber auch „mit reinem Ernste ihren religiösen Kern, ihr Christentum, die Idee von Sünde und Gnade“ gesehen.
Herr Wimmer hat anschließend den Inhalt dieses wenig bekannten Romans zusammengefasst. In Der Erwählte wird die Lebensgeschichte des heiligen Gregorius beschrieben, der als sündhaftes und später ausgesetztes Kind aus einer Geschwister-Beziehung in die Obhut eines Klosterabtes gelangt, um dort aufzuwachsen und seine Erziehung zu erhalten. Später kommt Gregorius als ritterlicher Fahrensmann an den Hof seiner Mutter. Beide entbrennen in Liebe zueinander. Für seine damit verdoppelte Sünde büßt Gregor unter absurden Verhältnissen 17 lange Jahre, bis die Botschaft kommt, Gott werde ihn als Papst einsetzen. Ironisch wird u.a. als Höhepunkt des Romans das Wiedertreffen von Sohn und Mutter in den Räumen des Vatikans skizziert; beide tauschen sich aus und schließlich steht die Feststellung im Raum, dass Gott selbst zu seiner Unterhaltung diese Geschichte habe geschehen lassen.
Ironie ist auch in diesem Roman kein Stilmittel. Bei ihr handelt sich eher um eine fundamentale Art, die das menschliche Miteinander in ihren Schwächen und Eitelkeiten so stilisiert, dass wir aus dem Lächeln kaum herauskommen. Zugleich wirkt die Ironie hier spektakulär, denn die dabei wiedererzählte Gregorius-Sage gewinnt trotz des zugrundeliegenden Skandals an Wärme und Wahrhaftigkeit.

 

 

 

2009

Mit einem Vortrag von Prof. Dr. Hermann Kurzke zu "Der gläubige Thomas. Glaube und Sprache bei Thomas Mann" wird am 12. Januar 2009 das Jahresprogramm des BonnKölner Ortsvereins der Thomas Mann Gesellschaft eröffnet.

In dem gut besuchten Festsaal der Universität Bonn stellt Professor Kurzke nach eigenen Worten die Quintessenz seiner jahrelangen Forschungen zu dem Themenkomplex "Thomas Mann und Religion" vor und entwickelt einen faszinierenden neuen Blickwinkel auf die Bedeutung des Glaubens im Werk Thomas Manns. Einen Artikel des Bonner General-Anzeigers zu dem Vortrag können Sie in unserem Pressearchiv lesen. Außerdem ist der Vortrag in der ersten Broschüre des Ortsvereins gedruckt.

 

Mai 2009

Der erste Band der Schriftenreihe des Ortsvereins BonnKöln der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft ist im Bernstein-Verlag erschienen. Darin ist unter anderem der Vortrag "Glaube und Sprache bei Thomas Mann" von Professor Dr. Hermann Kurzke nachzulesen.

Am 5. Mai findet das Erstes Treffen des Lesekreises „Frauengestalten im Werk von Thomas Mann" in der Buchhandlung Boettger, Maxilimilanstr. 44, 53111 Bonn. Gelesen und diskutiert werden „Der kleine Herr Friedemann", „Luischen" und „Gefallen".

Mit einem Vortrag von Professor Hans Rudolf Vaget zu "Politisch verdächtig, die Musik im Zauberberg" wird am 14. Mai die Vortragsreihe des Vereins fortgesetzt. In dem vollen Festsaal der Universität Bonn hat Professor Vaget das Zauberberg-Kapitel “Fülle des Wohllauts“ als ein typisches Beispiel für den Missbrauch des schönen Kunstliedes skizziert, welches “narkotisch“ oder wie ein “Opiat“ wirken kann – so ist nach Interpretation des Referenten die zugrundeliegende Idee des Zauberberg-Autors. Um die mögliche Stimmung zu veranschaulichen, wurde die Veranstaltung mit der Darbietung des “Lindenbaums“ eingeleitet (Klemens Roloff, Bariton aus dem Phil. Chor und Fabian Leinen, Klavier).

Mitreißend war am Ende der Vortragsveranstaltung auch, wie der Gast aus den USA die weitergehenden und bohrenden Fragen aus dem Publikum gelassen und in großer Kompetenz nahezu druckfertig beantwortete – auch mit der Folge, dass die "Nachsitzung“ im überfüllten "Ruland“ noch bis tief in die Nacht dauerte.

Das Vortragsmanuskript von Professor Hans Vaget ist als zweite Schrift des Ortsvereins im Bernstein-Verlag erschienen.

 

Juni 2009

Am 24. Juni findet das zweite Treffen des Lesekreises „Frauengestalten im Werk von Thomas Mann" in der Buchhandlung Boettger, Maxilimilanstr. 44, 53111 Bonn statt. Gelesen und diskutiert werden „Gerächt", „Der Bajazzo" und „Tristan".

 

Juli 2009

Am 8. Juli spricht Prof. Dr. Helmut Koopmann zu „Faust reist an den Lido. Goethes Spuren in Thomas Manns Novelle Tod in Venedig“. Sein Vortragsmanuskript ist im dritten Band der Schriftenreihe des Ortsvereins im Bernstein-Verlag erschienen.

 

Oktober 2009

Am 27. Oktober spricht Dr. Uwe Naumann vom Rowohlt Verlag im Universitätsfestsaal zu „Klaus Mann. 1906 – 1949. Treffpunkt im Unendlichen“.

 

 

Ortsverein BonnKöln der Deutschen Thomas Mann Gesellschaft
info@thomasmann-bonnkoeln.de